Prag, Tschechien

Ungetrübte Aussicht

Keine Frage: Prag ist wunderschön. Mein Mann und ich haben Anfang Juli eine ganze Woche in der tschechische Metropole verbracht und uns auf Anhieb in die Stadt verliebt. Einziger Haken aus meiner Sicht: Manchmal drängen sich nach meinem Geschmack doch etwas zu viele Touristen in der Stadt. Vor allem an Samstagen und Feiertagen. Und vor allem an den Hauptsehenswürdigkeiten wir Altstädter Ring, Karlsbrücke und Burg.

Neben einem Samstag hatten wir auch noch zwei Feiertage erwischt. Diese Tage haben wir gezielt dazu genutzt, um aus dem Trubel zu entfliehen. Dabei haben wir tolle Entdeckungen gemacht. Plätze an denen man nicht nur Ruhe findet, sondern nebenbei auch einen tollen Blick auf die goldene Stadt genießen kann.

Petrin Berg

Einer meiner Lieblingsausflüge in Prag war der zum Petrin Berg. Am Tag es Slawenapostels (immer 5. Juli) haben wir den höchsten Prager "Berg", den Petrin (Laurenziberg) bestiegen. Eigentlich wollten wir mit der Standseilbahn hochfahren, die 1891 für die Jubiläumsausstellung gebaut worden ist. Diese Idee hatten leider sehr viele und haben wir uns für den Aufstieg zu Fuß entschieden. Das erste Stück ist relativ steil, dafür sind hier auch an sehr vollen Tagen nur sehr wenige Menschen unterwegs. Bäume schenken Schatten. Lücken im Bewuchs bieten an einigen Stellen bereits einen tollen Blick auf die Stadt. Leider gibt es nur wenige Sitzgelegenheiten. 

Hungermauer

Der Weg nach oben bringt einen auch an der sogenannten Hungermauer vorbei - eine Stadtmauer, die im Auftrag von Karl IV. errichtet worden ist. Etwa 1200 Meter haben die Zeit überdauert und ziehen sich unter anderem durch den Petrin Park.

Halber Weg

Auf dem halben Weg nach oben gibt es ein Restaurant. Hier hält auch die Standseilbahn. Zudem stehen hier Sitzplätze zum verweilen, von denen man einen tollen Blick auf die Stadt hat. Ab diesem Punkt ist der Weg nach oben nicht mehr so steil, weshalb wohl einige Besucher die Bahn hier verlassen und den Rest zu Fuß nach oben gehen. Hier wurde es deutlich voller. 

Oben angekommen findet man einen schönen Rosengarten, den Mini-Eifelturm - eine Aussichtsplattform und das Wahrzeichen des Petrin-Bergs) und eine schöne Parkanlage. Hier kann man toll verweilen. Für Kinder gibt es Pferde, die man reiten kann, ein Spiegellabyrinth und eine Sternwarte, die gerade am Wochenende Sonderveranstaltungen für die kleinen Gäste anbietet.  

Kloster Strahov

Vom Petrin sind wir weitergelaufen zum Kloster Strahov. Vorbei an Obstbäumen, Weinbergen gibt es hier, wenn man die Treppen vom Petrin bis auf den Wanderweg geschafft hat, einen idyllische Route. Trotz des tollen Wetters und des Feiertags war hier auch nicht besonders viel los. Das wir zur Mittagszeit am Kloster angekommen sind, haben wir im Klosterlokal einen Salat gegessen und dabei einen phantastischen Blick auf Prag genossen. 

Letna Park

Gegenüber der Josefstadt, auf der anderen Moldauseite, führen zahlreiche Treppen hoch in den Letna Park. Früher haben sich hier die Armeen getroffen - zum Angriff auf die Burg. Später stand hier ein gigantisches Stalin-Denkmal. 1955 eingeweiht, ist es bereits 1962 wieder gesprengt worden. Es war die weltgrößte Darstellung Stalins. Heute steht an diesem Platz ein riesiges Metronom. Ein Zeichen dafür, dass sich die Zeiten ändern und nichts für die Ewigkeit besteht.

Das Metronom allein ist schon sehenswert. Aber der Ausblick auf Prag ist sensationell. 

Königsgarten und Burg

Vom Letnapark gelangt man ganz einfach - vorbei am schönen Hanau-Pavillon - ein neobarocker Gusseisen-Bau mit Außenterrasse - zum Königsgarten der Prager Burg. Neben dem Lustschloss Belvedere, ein Bauwerk der italienischen Renaissance, finden sich hier schöne Beispiele der Gartenarchitektur des 16. Jahrhunderts. Darüber hinaus kann man von hier einen tollen Blick auf die Rückseite der Prager Burg erhaschen. Weiter geht es von hier in die Burg hinein. Kleiner Tipp: Aus dem Starbucks-Cafe hat man einen genialen Ausblick auf die Stadt. 

Fernsehturm

Will man sich einen Überblick über eine Großstadt verschaffen, ist der Fernsehturm (falls vorhanden) meistens die erste Wahl. In Prag allerdings nicht. Hier besuchen nur sehr wenig Menschen das hohe Bauwerk. Wir waren am Anfang fast allein. Später kamen noch ein paar Touristen.

Einfache Anreise

Der Turm ist 216 Meter hoch und besitzt in 63 Metern Höhe ein Turmrestaurant und in 95 Metern Höhe eine verglaste Aussichtsplattform. Mit der U-Bahn kann man den Turm gut erreichen - daran liegt der Mangel an Besuchern nicht. Schon eher daran, dass viele Tschechen, das offiziell zweithässlichste Gebäude der Welt nicht mögen. 

Überdimensionierte Babys

Die Beziehung der Prager zu ihrem Fernsehturm soll aber allmählich besser werden. Vielleicht tragen die überdimensionierten Babys - Plastiken des Künstlers David Cerny, die das Bauwerk seit 2000 hinaufklettern dazu bei. Von innen ist der Turm zudem sehr nett eingerichtet. Und das Wichtigste: Der Blick aus dem Turm ist toll. Leider sieht man von den Wahrzeichen (Burg, Altstädter Rind und Kalrsbrücke) aber nicht allzuviel. Dafür erhält man ein ganz gutes Gefühl, wie groß Prag tatsächlich ist - abseits der Touristenpfade.  

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