In die Mitte des Sees

Ich liebe Schiff fahren. Das Gefühl, wenn das Wasser unter mir das Boot leicht zum Schaukeln bringt. Wenn der Wind in meinen Haaren spielt. Wenn mir eine frische Meeresbrise in die Nase steigt. In solchen Momenten schließe ich die Augen. Schmecke das Salz auf meinen Lippen. Genieße einfach den Augenblick.
Ich muss gestehen, ich bin süchtig. Süchtig nach Kreuzfahrten. Nach der schier endlosen Weite des Meeres. Der Unerreichbarkeit des Horizonts. Der Leichtigkeit, die mich in solchen Situationen umgibt.
Aber mehr als eine, maximal zwei Kreuzfahrten im Jahr sind leider nicht drin. Und der Weg ans Meer ist weit. Viel kürzer ist dafür die Strecke zum Bodensee - einem der größten Seen Europas. Auf Meeresbrise und Salz auf den Lippen muss ich hier zwar verzichten. Aber bei einer Fahrt mit Fähre oder Katamaran kommt ein ähnliches Gefühl von Freiheit und Leichtigkeit in mir auf.
Die "Friedrichshafen" fährt in die Schweiz

Gestern war es wieder einmal so weilt und ich habe zusammen mit meinem Mann einen Ausflug zum Bodensee unternommen. In Friedrichshafen - das wir in einer Stunde mit der Regionalbahn erreichen - angekommen, haben wir die nächste für uns erreichbare Fähre genommen. Die "Friedrichshafen". Sie führte uns in 41 Minuten vom deutschen Bodenseeufer auf die andere Seite ins schweizerische Romanshorn. Eine kleine Gemeinde mit knapp 10.000 Einwohnern. Ein anderes Land. Beinahe schon eine andere Welt.

Fast wie das Meer
Schnell lassen wir Friedrichshafen mit seinem Zeppelin-Museum, das im alten Bahnhof untergebracht ist, die Restaurants an der Uferpromenade und die Aussichtsplattform "Moleturm" hinter uns. Bald sind nur noch Punkte zu erkennen. Die Fähre kreuzt auf ihrer Fahrt den Bodensee etwa in seiner Mitte. Sodass man nach einigen Minuten Fahrt die Größe des Bodensees zwar nicht überblicken, aber erahnen kann.
Wären da nicht Häuser und Uferpromenaden, Berge und Hügel rings um den See, könnte man fast meinen, man wäre auf dem Meer. Im Norden und Süden verliert man die Ufer während der Fahrt nie aus den Augen. Im Osten und Westen schon. Von hier aus erscheinen Bregenz mit seiner Seebühne, Lindau mit seinem Löwen oder Konstanz mit seiner berühmten Statue "Imperial" in der Hafeneinfahrt ganz weit weg.

Insgesamt 273 Meter misst die Uferlänge rings um den See, der eigentlich aus drei Teilen besteht. Dem Obersee, dem Untersee und dem Seerhein, der Ober- und Untersee miteinander verbindet. Den größten Ufer-Anteil hat Deutschland. Den geringsten Österreich. Die Schweiz liegt mit einem Anteil von 72 Kilometern in der Mitte. Trotzdem, wirklich bekannt sind die Bodenseeorte auf der Schweizer Seite nicht. Die bekanntesten Ausflugsziele liegen sicherlich in Deutschland. Doch auch Bregenz hat sich einen Ruf erarbeitet. Romanshorn kannte ich bislang nur von den Fährableger-Tafeln in Friedrichshafen.

41 Minuten sind nicht lang. Aber es reicht, um in eine andere Welt abzutauchen. "Grüezi" schallt es einem nach dem Verlassen der Fähre entgegen. Der kleine Supermarkt in der Nähe des Fährhafens verkauft, was das deutsche Herz an schweizerischen Produkten begehrt - beispielsweise Käse und Schokolade.
Von Grüezi bis Insel
Während an den deutschen Ufern hauptsächlich hochpreise Wohnhäuser und teure Villen stehen. Ist es in der Schweiz um den See etwas ursprünglicher. Die Häuser sind nicht auf Hochglanz poliert. Einige wirken sogar etwas schäbig. Andere sind herzig und schön herausgeputzt. Und auch hier gibt es ein paar schmucke Ecken, deren Besuch sich lohnt. Die drei Kirchen beispielsweise sind architektonisch spannend. Und der Uferbereich ist schön angelegt. Der kleine Yachthafen ist ebenfalls nett. Und auf der Aussichtsterrasse des Park-Hotels Inseli kann man entspannt einen Cappuccino oder ein Bier mit Blick auf den See genießen und sich ganz wie im Urlaub fühlen.

Insgesamt lässt sich in Romanshorn ein netter Nachmittag verbringen. Es gibt auch ein Seebad und eine Minigolfanlage, die einen guten Eindruck machen. An einigen Stellen kann man gut in den See springen oder steigen, um sich abzukühlen. Und insgesamt ist es hier nicht so überlaufen wie in den bekannteren Orten.
In meinem Fall war der Weg das Ziel - von daher kann ich die Fahrt mit der Fähre auf jeden Fall empfehlen. Auch wenn Sie mit gut 17 Euro für Hin- und Rückfahrt pro Person nicht besonders günstig ist. Die Fähre fährt im Stundentakt zwischen den beiden Orten. Sie ist mit Außen- und Innensitzgelegenheiten ausgestattet. Zudem kann man an einem Kiosk Getränke, Snacks und Eis kaufen - oder man lässt sich am Platz bedienen. Die Tickets können am Schalter am See oder direkt auf dem Schiff gekauft werden.
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