Hamburg: Eine Nacht auf dem Feuerschiff

Das hohe Holzbett, auf dem ich sitze, schaukelt beruhigend vor sich hin. Von draußen höre ich aus der Ferne Stimmengewirr, Lachen, Ausgelassenheit. Durch das Bullauge sehe ich das Meer, die Weite des Ozeans - äh nein, doch nicht - es ist "nur" die Elbe. Und das Schiff, auf dem ich mich befinde, ist auch nicht auf Hoher See. Es steuert keinen Hafen an. Es ist bereits angekommen. Schon lange. Seit November 1993 liegt es  hier. Im Hamburger City Sporthafen in der Nähe der Landungsbrücken. 

 

Ich befinde mich auf einer echten Rarität. Das knallrote Feuerschiff ist in erster Linie ein Restaurant, eine Bar aber auch so etwas wie ein Hotelschiff. Sogar Konzerte finden hier statt. 

Das war nicht immer so. 1952 ist das Feuerschiff für den Einsatz als Seezeichen gebaut worden. Es sollte Seefahrern vor der Englischen Küste als Orientierungshilfe dienen. 36 Jahre lang erfüllte es seine Aufgabe, bis es 1989 von einer Großtonne ersetzt wurde. Nach einem Umbau und einem kurzen Aufenthalt an einem anderen Standort liegt es nun seit November 1993 in Hamburg. 

Ich habe mich im Dezember für eine Nacht eingebucht - in eine der original belassenen Kojen. Ein Mitarbeiter des Schiffs trägt mir netterweise meinen Koffer durch die engen Gänge und eine steile Treppe in die winzige Koje. Er zeigt mir nicht nur den Weg, durch das auf den ersten Blick etwas unübersichtliche Schiff, sondern erklärt mir auch, wie ich in der Koje das Licht an und ausschalten kann. 

Die Koje ist nicht besonders groß und wird von einem alten, kastenartigen Holzbett dominiert. Sie hat ein kleines, eigenes Bad mit WC, Waschbecken und Dusche. Zudem gibt es oberhalb des Bettes zwei Bullaugen mit Blick auf den Hamburger Hafen, die Elbe und Hamburgs neuestes Wahrzeichen: die Elbphilharmonie. 

Ich bin bereits im Dunkeln auf dem Schiff ankommen und sehe beim Blick aus dem Bullauge vor allem die Lichter der umgebenden Boote. Das Wasser reicht fast bis auf Fensterhöhe. Die Bullaugen lassen sich zwar nicht öffnen, aber mit kleinen Vorhängen abdunkeln. Und gegen die Geräuschkulisse aus dem Pub - das Feuerschiff wird im Dezember gern für Weihnachtsfeiern genutzt - liegen Ohrenstöpsel auf dem Bett bereit. So steht einer angenehmen Nachtruhe nichts mehr im Weg. Wenig Sehtüchtigen könnte allerdings das leichte Schaukeln - während meines Aufenthalts wehte eine steife Briese um das Schiff - zu Schaffen machen. 

Am nächsten Morgen darf ich dann einen wunderschönen Sonnenaufgang rund um die Elbphilharmonie bewundern. Erst von meinem Bullaugen-Fesnster aus. Anschließend vom Oberdeck. Dann geht es für mich zum Frühstück in einen der Restaurantbereiche. 

Das Frühstück steht, als ich zu meiner Wunschuhrzeit komme, schon vorbereitet auf einem der Tische. Von den Plätzen aus kann man entweder den Blick auf die Elbe oder - auf der anderen Seite - auf das wach werdende Hamburg genießen. 

Das Frühstück ist einfach gehalten, aber es ist alles da: vom Orangensaft, über ein Frühstücksei, Wurst und Käse, bis hin zu Marmelade, Nutella und Honig. Auch hier ist der Service sehr aufmerksam und freundlich. 

Insgesamt hat mir der Aufenthalt im Feuerschiff sehr gut gefallen. Die Übernachtungspreise sind für Hamburger Verhältnisse sehr in Ordnung. Und neben einem Bett und einer Nasszelle erhält man zudem das Gefühl, etwas erlebt zu haben. Der Service war vom Einchecken bis zum Frühstück hervorragend. Einziges kleines Manko in meinen Augen ist die Nasszelle, die dann doch nicht mit einem Hotelstandard mithalten kann. Aber das gehört bei einem solch alten Schiff wohl einfach dazu und verstärkt den "Abenteuercharakter". 

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