Eine Insel voll Affen, Kühen und Kunstwerken

Meine Orient- und Indien-Kreuzfahrt im Januar führte mich unter anderem nach "Incredible India". Letzer Punkt (nach Dubai, Abu Dhabi, Muscat, Goa und Mormugao) und eigentlicher Höhepunkt der Reise war für mich Mumbai. Eine Stadt mit Gegensätzen, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Unglaublicher Reichtum auf der einen, ungeahnte Armut auf der anderen Seite. Prunkvolle Kolonialbauten die an Slums grenzen. Und (mein persönliches Highlight) eine vorgelagerte kleine Insel mit historischen Schätzen und wilden Affen - Elephanta (Island). Vom Gateway of India aus lässt sie sich in einer guten Stunde mit einem der Ausflugsboote erreichen.
Allein unter Indern
Wir hätten es uns auch einfach machen können. AIDA hatte für unseren Aufenthalt in Mumbai auch einen organisierten Ausflug nach Elephanta angeboten. Aber das wäre ja langweilig gewesen. Außerdem wollten wir noch mehr von Mumbai sehen als nur die Insel, und da waren wir uns bei dem angebotenen Ausflug nicht so sicher, ob die Zeit dafür noch reichen würde. Also sind wir auf eigene Faust losgezogen und haben uns erst Mumbais Kern rund um die berühmten Kolonialbauten angeschaut und dann die Überfahrt nach Elephanta gemacht.

Gegen 14 Uhr erreichten wir das Gateway of India und machten uns sofort auf die Suche nach den Bootsablegern. Die waren schnell gefunden. Etwas schwieriger gestaltete sich die Suche nach den passenden Tickets. Verschiedene Personen boten zwar bunt bedruckte Papiere gegen Bares an. Aber ich war mir nicht sicher, ob das die offiziellen Tickets waren. Nachdem ich mich etwas durchgefragt habe und einmal um das gesamte Gateway herumgelaufen bin, habe ich dann für 5 Dollar pro Person Tickets für die Hin- und Rückfahrt erstanden. In Rupien wären diese noch günstiger gewesen. Aber wegen der Bargeldkrise in Indien hatten wir nur US-Dollar. Die indische Regierung hatte kurz vor unserer Abreise sämtliche 500 und 1000 Rupien-Scheine aus dem Verkehr gezogen und es gab große Probleme bei der Versorgung mit Bargeld. Wir hatten an fünf Geldautomaten unser Glück versucht, aber keine Rupien bekommen.

Die nächste Herausforderung war dann, das für das Ticket passende Boot zu finden. Wieder habe ich mich durchgefragt und so den passenden Ableger gefunden. Hier drängten sich schon einige Inder an den Treppen, die zu den Booten hinunter führten. Um die Treppen passieren zu dürfen, musste man allerdings erst an den Kontrolleuren vorbei. Und die diskutierten gerade recht heftig mit einigen jungen Indern und ließen niemanden durch. Also hieß es warten. Was auch nicht weiter schlimm gewesen wäre, wenn sich von hinten nicht immer mehr Menschen in den schmalen Durchgang zwischen dem hinteren Teil des Gateways und den Bootsanlegern gedrängt hätten. Kurzfristig bekam ich echte Platzangst (ich bin eigentlich nicht so empfindlich). Aber nach ein paar mal tief durchatmen kamen wir dann doch recht zügig am Kontrolleur vorbei und konnten auf das - zugegeben etwas wackelig angelegte - Boot einsteigen.

Der Einstieg erfüllte zwar keine deutschen Sicherheitsanforderungen, dafür ist mir aber etwas anderes positiv aufgefallen: Das Boot wurde nur soweit gefüllt, dass jeder einen Sitzplatz hatte (was ich für Indien nicht ganz so selbstverständlich finde). Und schon ging es los.

Nach dem schwül-heißen Wetter mit viel Smog in der Luft in Mumbai, war die Überfahrt eine wahre Wohltat. Und so nutzten wir die Zeit, um unsere Füße etwas auszuruhen und etwas Abkühlung zu bekommen. Zudem konnten wir bei der Fahrt einen schönen Blick auf die Stadt erhaschen und bekamen sogar unsere AIDA zu sehen.

Das Abenteuer kann beginnen
Nach etwa 1:15 Stunden Fahrzeit erreichten wir die Insel. Und waren prompt schon wieder etwas überfordert. Einige Inder stellten sich an einem kleinen Tickethäuschen an. Gab es hier schon die offiziellen Tickets für Elephanta? Ich fragte zwei Asiaten und bekam heraus, dass es nur Tickets für eine kleine Eisenbahn zu kaufen gab, die einen ein paar Hundert Meter weiter ins Inselinnere bringen sollte. Da wir immer noch keine Rupien hatten, entschieden wir uns zu laufen. Was sich im Nachhinein als gute Idee herausstellte. Denn die von der kleinen Bahn zurückgelegte Strecke war dann doch eher kurz. Und das Bähnchen zeitweise ziemlich voll.
Auf dem Weg entlang der Schienen begegnete uns der etwas morbide Charme, der Indien in vielen Teilen des Landes prägt. Auf der linken Seite gab es halb zerfallene Schiffe und Boote zu sehen. Rechts des Weges tümmelte sich Müll an einer Art Strand. In der Mitte gab es einen erstaunlich gepflegten Fußweg - wenn man die zahlreichen Kuhfladen außer Acht lässt. Diesen Weg teilten wir uns mit zahlreichen anderen Touristen, einigen Kühen und streunenden Hunden.

Auch wenn sich das jetzt alles etwas schmuddelig und ungemütlich anhört, mir hat es gefallen. Obwohl ich es Schade finde, dass Inder in weiten Teilen noch kein Verständnis für Müllvermeidung und richtige -entsorgung haben. Dass soll sich aber laut einem unserer Reiseführer in den kommenden Jahren ändern. Die Regierung habe hierzu spezielle Programme gestartet.

Hinauf auf den Berg
Nach etwa fünf Minuten Fußweg vorbei an einigen Verkaufsständen erreichten wir das nächste Kassenhäuschen. Für zusammen einen Dollar Insel-Taxe durften wir passieren. In Rupien wäre es natürlich wieder viel günstiger gewesen.
Anschließend machten wir uns an den Aufstieg. 120 Stufen sind es hinauf bis zu den Höhlen. Wem das zuviel ist, der kann sich auch auf einer Sänfte tragen lassen.

Wir entschieden uns für den Weg zu Fuß. Der Weg selbst ist gesäumt mit Verkaufsständen und hin und wieder gab es auch die Möglichkeit, in einem kleinen Imbiss Platz zu nehmen. Wilde Affen am Wegesrand sorgen zudem für Unterhaltung. So sind die 120 Stufen auch für wenig sportliche Menschen machbar. Einziges Manko in meinen Augen ist ist die Überdachung der Treppen mit blauen Planen. Dadurch hat sich die Hitze doch ziemlich gestaut.

Etwas verschwitzt kamen wir oben an und standen sogleich vor dem nächsten Kassenhäuschen. Dieses Mal für den Eintritt der Höhlen, die seit 1987 zum UNESCO Weltkulturerbe zählen. Statt umgerechnet 6 Euro in Rupien mussten wir in US-Dollar jeweils 10 bezahlen. Was uns dann noch etwas geärgert hat. Denn wir konnten schließlich nichts dafür, dass Indien die Bargeldversorgung mit Rupien nicht in den Griff bekommt und eine Möglichkeit der Kartenzahlung war nicht gegeben. Alles in Allem waren 10 Dollar für die Höhlen schon gerechtfertigt. Was uns geärgert hat, war die ungleiche Behandlung. Zudem waren die Dollarpreise nirgendwo ausgehangen, wodurch man der Willkür der einzelnen Personen ausgeliefert war.

Begonnen haben wir unsere Besichtigung mit der Haupthöhle, die auch mit großem Abstand die bedeutendste und schönste ist. Vom Eingang aus steuert man genau auf sie zu. Allerdings ist der heutige Haupteingang nicht der frühere Haupteingang, weshalb die Anordnung der Bildhauerarbeiten manchmal etwas wunderlich erscheint.

Als wichtigstes Werk gilt ein in Fels gehauenes Porträt des Gottes Shiva. Hier tümmeln sich auch mit Abstand die meisten Touristen und Besucher. Auch ansonsten ist die Haupthöhle diejenige mit den meisten bildhauerischen Werken. Die Figuren stammen aus den Geschichten über Shiva, einem der wichtigsten Götter im Hinduismus.

Ein weiterer wichtiger Teil des Höhlentempels ist der Schrein mit dem Shiva-Lingam im westlichen Teil der Haupthalle. Für gläubige Hindus ist er der zentrale Punkt.

Neben der Haupthöhle gibt es noch einige kleinere Nebenhöhlen. Diese sind ebenfalls nett anzuschauen, aber nicht so spannend wie die große Haupthöhle. Bei wenig verfügbarer Zeit kann man sich diese auch sparen.

Die Höhlen insgesamt sind sehr spannend. Was die Insel für mich aber so interessant gemacht hat, sind die vielen unterschiedlichen Eindrücke, die man hier sammeln kann. Es fängt an mit der Überfahrt, dem Blick auf Mumbai, das Zurücklassen von Lärm und Smog. Und dann erscheint plötzlich eine grüne Insel. Mit viel Natur. Bäumen. Schmetterlingen. Mit wilden Affen. Halbwilden Kühen und Ziegen. Und nach einem steilen Aufstieg steht man plötzlich vor den in Stein gehauenen Zeugen einer langen Geschichte.

Ich hatte im Vorfeld lange darüber überlegt ob wir so viel, der ohnehin kurzen Zeit, die wir für Mumbai zur Verfügungen hatten, für Elephanta nutzen sollen. Ich habe es nicht eine Sekunde bereut und würde es jeder Zeit wieder tun. Auch wenn ich so die Freiluftwäscherei Dhabi Ghat und den Sonnenuntergang am Strand leider nicht mehr geschafft habe. Das lag allerdings zu einem großen Teil auch daran, dass wir etwa zwei Stunden verspätet in Mumbai angekommen sind und dann auch noch einige Zeit warten mussten, bis wir ein Shuttle bekommen haben, das uns zum Hafenausgang gebracht hat.

Für mich ist Elephanta ein "Must see" in Mumbai. Noch dazu eines, das man bei einer Kreuzfahrt auch problemlos auf eigene Faust erkunden kann. Warst du schon einmal dort oder hast du es vor? Ich freue mich auf Kommentare.
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Anna (Samstag, 04 Februar 2017 18:37)
Schön zu sehen. Es gibt so viele Ort, und wir kennen die gar nicht, oder gibts wenig Info. Es sieht mal anderes. Schöne Beitrag und Bilder)))