Schwimmen mit den sanften Riesen

Wenn man im Urlaub freiwillig um 6 Uhr morgens aufsteht, um bei minus 3 Grad (minus!) schwimmen zu gehen, muss man schon einen besonderen Grund haben. Unserer ist etwa 3 bis 5 Meter groß und extrem kurzsichtig. Die Rede ist von Manatees (oder Manatis). Großen, friedlichen Seekühen. Im Winter kommen sie in großen Scharen in die warmen Quellen Floridas. So auch nach Crystal River und Homosassa an der Golfküste. Die beiden Orte liegen relativ nah beieinander und sind zwei von nur drei Orten weltweit, an denen es erlaubt ist, mit den sanften Riesen zu schnorcheln. 

Extremes Wetter

Als ich einige Monate vor unserem großen Floridaurlaub das Abenteuer "Schwimmen mit den Manatees" gebucht habe, hätte ich mir nicht träumen lassen, dass es im Januar in Florida so kalt werden würde. 2018 war ein Jahrhundertwinter. Und so hieß es für uns ersteinmal frieren und unser Auto frei kratzen. Nur mit was? In Florida sind Scheibenkratzer in Mietwagen nicht vorgesehen.

 

Ähnlich ergeht es unserem Kapitän, der uns zusammen mit einem Guide zu der Quelle bringt, in der wir mit den Manatees schwimmen sollen. Der Kapitän lebt seit 25 Jahren in Florida. Die Fenster seines Bootes musste er bis dato noch nie kratzen. 

 

 

Und so sucht er verzweifelt nach brauchbaren Utensilien, mit denen man die Schreiben vom Eis befreien kann. Letztendlich fällt seine Wahl auf einen Moncherie-Verpackungs-Deckel, der seinen Job als Eiskratzer eher schlecht als recht verrichtet. 

Es gibt auch Vorteile

Doch das kalte Wetter hat auch Vorteile. Zum einen sind wir auf der heutigen Tour allein mit Kapitän und Guide unterwegs. Auch andere Tourenanbieter treffen wir an diesem Morgen nicht. Ein weiterer Vorteil ist, dass sich sehr viele Manatees in den warmen Quellen aufhalten. Die Chance sie tatsächlich zu sehen liegt also bei so gut wie 100 Prozent.

 

Und tatsächlich, beim Aussteigen aus dem Boot müssen wir schon aufpassen, dass wir nicht auf ein Manatee treten. Die Tiere lieben nämlich die Boots-Taue und zwei von ihnen kauen schon genüsslich auf unserem Tau herum. 

Zutraulich und Verspielt

Die ersten Manatees nehmen allerdings ersteinmal recht wenig Notiz von uns und schwimmen auf der Suche nach einem leckeren Seegras-Frühstück an uns vorbei. Elegant gleiten Sie an uns vorbei.

 

Auch wenn wir nach und nach einige Tiere zu sehen bekommen, der  Moment, wenn eine Seekuh neben uns erscheint verliert nichts an Faszination. Meist sieht man die Tiere erst ganz kurz, bevor sie da sind. 

Nach etwa 15 Minuten im Wasser treffen wir auf ein sehr zutrauliches Weibchen. Sie beäugt uns sehr interessiert. Aus nächster Nähe. Auge an Auge. Nach dem Sie uns ausgiebig beschnuppert hat, schnappt sie sich mit ihren Bauchflossen erst meinen Mann und dann mich. Sie fordert uns zum Spielen auf und bleibt etwa 30 Minuten bei uns, bevor sie genauso plötzlich verschwindet, wie sie gekommen ist. 

Manatee-Mama mit Baby

Kurze Zeit später treffen wir eine Mutter mit ihrem Baby. Auch bei ihr ist von Angst oder Aggressivität keine Spur. Sie strahlt die gleiche Liebenswürdigkeit aus, wie die Tiere, denen wir zuvor begegnet sind. Sie und ihr Baby beschnuppern uns neugierig. Stupsen uns an. Schnuppern mit ihren Schnauzen unsere Taucherbrillen ab.

 

Man merkt schnell, Manatees haben keine natürlichen Feinde. Sie sind teilweise sehr neugierig und verspielt. Sie sind alle sehr friedlich, anmutig und liebenswürdig. Und sie sind sehr kurzsichtig, was ihnen leider des Öfteren zum Verhängnis wird. Die häufigste Todesursache der sanften Riesen sind nämlich Zusammenstöße mit Motorbooten.  

Die Zeit bei dem Manatees vergeht wie im Flug. Und nach etwa 60 - 75  Minuten im Wasser geht es für uns mit dem Boot wieder zurück zum Ausgangspunkt. Etwa 30 Minuten dauert die Fahrt von der Quelle in Homosassa bis zum Bootsanleger unsere Ausflugsanbieters. Auf der Fahrt mümmeln wir uns in dicke Decken ein, schlürfen warmen Kakao und sind noch ganz berauscht von den tollen Tierbegegnungen. 

Unsere Tipps fürs Schwimmen mit den Seekühen

Für uns war das Schwimmen mit dem Manatees definitiv ein Erlebnis, das wie niemals vergessen werden. Falls du auch einmal mit Seekühen Schnorcheln möchtest habe ich hier ein paar Tipps für dich: 

 

1) Am besten eignen sich die Wintermonate in Florida zum Schnorcheln mit den Manatees. Denn dann sind besonders viele Tiere vor Ort.

 

2) Gehe am besten so früh wie möglich los, denn dann sind die Tiere auf Futtersuche und am aktivsten.

 

3) Manatee Schnorcheln fällt unter "passive Observation": das heißt, es ist verboten, den Manatees hinterherzuschwimmen, sie zu bedrängen, sie beim Fressen zu stören, etc. 

 

4) Wenn ihr euch so ruhig wie möglich im Wasser verhaltet - am besten mit einer Schwimmnudel - kommen die neugierigen Tiere von allein zu euch.

 

5) Verhaltet euch leise im Wasser und vor allem: strampelt nicht mit den Beinen und Armen; ihr solltet lieber floaten statt schwimmen.

 

Wie immer freue ich mich über Kommentare, Anregungen und Fragen im Kommentarfeld.